Tiroler Tageszeitung

Arods Feuer, Jugend und Sensibilität

7 février 2020

Innsbruck – Zu den Vorzügen des Innsbrucker Kammerkonzertzyklus’ gehört die Ausgewogenheit zwischen renommierten und zu entdeckenden Ensembles bzw. Solisten, wobei die stilistische Ausweitung der letzten Jahrzehnte das interpretatorische Feld immens erweitert. Da ist einerseits die Alles-ist-möglich-Haltung des von Dogmen befreiten gegenwärtigen Komponierens, andererseits der strengere, wenngleich vielseitige Zugriff auf das vorklassische Repertoire. Die jeweiligen Spezialisten nähern sich dem Repertoire mit ihren Bedingungen. Das junge Quatuor Arod, das sich nach Arod, dem feurigen Pferd aus Tolkiens Fantasy-Roman „Der Herr der Ringe“, benennt und seit seinem Sieg beim Münchner ARD-Musikwettbewerb 2016 eine rasante Karriere hinlegt, ohne auf seine Entwicklung zu vergessen, debütierte am Freitag bei den Kammerkonzerten im Haus der Musik. Zum Höhepunkt wurde das vierte Streichquartett von Bela Bartok, dessen individuelle Anlage prächtig aufging, in der ausgeprägten Individualität der vier jungen Franzosen.

Jordan Victoria und Alexandre Vu, Violinen, Tanguy Parisot, Viola, und Samy Rachid, Violoncello : Sie sprühen, jagen, preschen, verlieren aber nie die Kontrolle, sind bereits sagenhaft aufeinander abgestimmt und halten dabei ihre persönliche Perfektion. Auch Bartoks Geheimnisvolles, Sensitives und Introvertiertes, die Manipulation durch Dämpfer, scharfe Pizzicati und dissonante Impulse werden extrem, aber ohne Selbstzweck ausgereizt.

Ludwig van Beethovens Quartett op. 59 Nr. 1 unterstreicht bei gänzlich anderen Klangfarben und adäquater Nuancierung die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Werken. Arod musiziert nicht selbstverliebt, seine Emotionalität, seine markante Eigenheit wird lustvoll, aber im Dienst der überreifenden Anlage der Stücke ausgespielt.

Bei Joseph Haydns einleitendem Streichquartett op. 76 Nr. 5 führte der moderne, junge Zugang in stilistischer Rückblende zu (noch) keinem schlüssigen Ergebnis. Da war Haydn doch nur das Einspielstück. Nach Bartok und Beethoven helle Begeisterung im Saal.