Ensemblespiel der Extraklasse
18 juin 2019
Kunstfreunde: Saisonfinale im Parktheater mit dem französischen Quartett Quatuor Arod
BENSHEIM. Als Gewinner des 1. Preises beim Münchner ARD-Musikwettbewerb stellte sich das französische Quatuor Arod 2016 in eine Reihe mit Spitzenformationen wie dem Artemis-Quartett, dem Apollon Musagète-Quartett, dem Armida-Quartett und nicht zuletzt seinen Landsleuten vom Quatuor Ebène. Die durch diesen Preis geweckten Erwartungen hat das längst auf allen großen Konzertpodien der Welt gastierende Ensemble uneingeschränkt erfüllt.
Auch bei ihrem Parktheater-Debüt zum Saisonabschluss der Kunstfreunde setzten Jordan Victoria (1.Violine), Alexandre Vu (2. Violine), Samy Rachid (Violoncello) und der erst vor gut einem Jahr ins Quartett gekommene Bratschist Tanguy Parisot mit Genreklassikern von Joseph Haydn, Béla Bartók und Johannes Brahms höchste interpretatorische Maßstäbe. Begeisternd war vor allem, wie selbstverständlich im perfekt ausbalancierten Spiel der jungen Franzosen erlesene Klangkultur und eloquente Ausdruckskunst zusammenfanden. Als ideales Demonstrationsstück für den bis ins kleinste Detail unerhört lebendigen Zugriff des nach einem feurigen Pferd aus Tolkiens „Herr der Ringe“ benannten Ensembles erschien schon Haydns populäres „Sonnenaufgangsquartett“ BDur opus 76/4 von 1797. Superb luftig-leicht der wahrhaft „Allegro con spirito“ servierte Kopfsatz, melodisch wie farblich überaus delikat das innige Es-Dur-Adagio, pikant auf Scherzo-Pfaden der spielfreudige Menuettsatz, erfrischend temperamentvoll und würzig (b-moll-Episode !) das furios gesteigerte Rondofinale: Mehr Haydn-Laune als beim Quatuor Arod konnte man sich schwer vorstellen. Ein echtes Vergnügen für alle Fans des unerschöpflichen Pioniers der kammermusikalischen Königsgattung.
In stärkstem Kontrast dazu stand Bartóks fünftes Streichquartett von 1934, dessen nach 85 Jahren noch immer frappierende klangliche Modernität die vier französischen Bravourvirtuosen aufregend kompromisslos ausreizten. Suggestiv vereinten sich hier der rhapsodische Reichtum der knackig geschärften Rahmensätze, die raffiniert aufgefächerten Nocturne-Stimmungen der langsamen Sätze und der elegant federnde Drive des zentralen „Scherzo alla bulgarese“ zu einem ganz besonderen Hörerlebnis.
Wenn derart komplex gearbeitete Musik so unmittelbar wirkt, dann Parizeugt
das von der außergewöhnlichen Meisterschaft ihrer jungen Interpreten. Brahms‘ 1873 vollendetes a-moll-Quartett opus 51/2 lieferte in der programm- und saisonkrönenden
Bensheimer Aufführung durch die „Arods“ den besten Beweis, wie schmiegsam und transparent dieser oft eher schwerblütig und schwerfällig dargebotene Komponist klingen kann. Vom subtil schwärmenden Kopfsatz über die exquisit nuancierten
Mittelsätze bis hin zum ungarisch beseelten Finale war das ein Brahms für Feinschmecker, der selbst prominenteste Interpretationsvergleiche mühelos aushielt.
Enthusiastischer Beifall im trotz namhafter konzertanter Konkurrenz recht gut gefüllten Parktheater, Schumanns „Träumerei“ opus 15/7 im dynamisch filigranen Quartettgewand als berückende Zugabe.
– Klaus Roß